Es ist unser
erster Veranstaltungstag und wir sind zur zweiten Schicht von 18 bis 21 Uhr
eingeteilt. Felix und ich sind „Ambassadors“, das heißt wir beantworten Fragen,
schauen wer Probleme hat und geben den Besuchern das Gefühl willkommen zu sein.
Es ist
wieder sehr staubig, alle Aktiven haben Brille und Maske dabei und als es
gerade Schichtwechsel vom Nachmittag zum Abend ist zieht ein Staubsturm auf.
Das Publikum maskiert sich, die Rigger maskieren sich. Aber nach und nach klingt der Sturm aus und
die Masken und Brillen wandern wieder
hinunter zum Hals. Immer wieder wird an diesem Abend stürmen. Es ist schwierig
Kontakt zu Menschen herzustellen mit der ganzen Maskierung.
Felix und
mir gelingt es dennoch unseren Job ganz gut zu erledigen. Letztes Jahr hätte
ich mir den Abassador Job niemals zugetraut, aber meine Kommunikationsfähigkeit
in Amerikanisch ist auch besser geworden.
An der
hinteren Trasse riggt Machine. Sie bearbeitet einen Fesselwilligen, der
mindestens eineinhalb mal so groß ist wie sie und doppelt so schwer. Ich
bewundere sie, wie stark und flink sie ist. Bald hängt der kahlköpfige Mann mit
dem Kopf nach unten, dann zieht sie ihn wieder in die Waagrechte, hüllt seinen
Kopf in einen Schal, der durch die Verbindung zum Hängeseil auch zur Fixierung
dient und lässt ihn hin und her schwingen. Als er wieder entfesselt ist umarmt
sie ihn und ich sehe, dass ihr Kopf wirklich nur bis zu seiner Brust reicht. Whow!
Ich sehe ihn
wanken, als er zu seinen Kleidern geht. Und noch einmal stolpert er und fällt
fast hin. Schnell gehe ich zu ihm und frage wie es ihm geht. „Little bit
dizzy“, entgegnet er und ich nehme ihn an die Hand und lege ihn auf eine
Matratze zum Entspannen. Widerwillig tut er es, aber ich bin dominant und schließlich
liegen wir Seite an Seite, seine Hand in meiner und er erzählt über das was er
gerade erlebt hat, was für Gefühle er beim Binden hatte und wie es ihm nun geht.
Ich erkenne bald, dass er zu Machine gesagt hat, ihm gehe es gut, er sich aber
überhaupt nicht so fühlt. Sein männlicher Stolz hat ihn dazu gebracht all seine
Unsicherheit in dieser ersten Bondage Session zu verschweigen. Machine ist
schließlich ein zartes 28jähriges Mädchen und er ein gestandener Mann von 45
Jahren.
Am Schluss
liegen wir Hand in Hand und singen „Und der Haifisch, der hat Zähne…“
Mindestens 5 Strophen kann er auswendig, auf Deutsch. Seine Stimme ist nun wieder kräftig und ich
glaube ihm, dass er nun gehen kann. Ich
gebe ihm noch etwas Wasser in seine Flasche und umarme ihn bevor er in den
nächsten Staubsturm nach draußen verschwindet.
Nach drei
Stunden ist unsere Schicht zu Ende, aber ich will noch ein bisschen bleiben,
denn Squeak fesselt gerade. Es ist erstaunlich wie gut und flüssig er das tut.
Letztes Jahr haben wir ihn noch als williges Opfer kennen gelernt und nun
fesselt auch er. Aber wie!
Felix und ich sind sehr angetan.
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