Wir spielen ja schon seit ca 3 Jahren mit Seilen, aber unser Wissen haben wir uns durch Youtube und Bücher beigebracht. Jetzt bot sich die Gelegenheit einen Bondagekurs bei einem bekannten Rigger in der Nähe zu machen. Ich meldete uns an und bald darauf waren wir aktiv am Start.
Ich habe
Angst! So was Blödes! Am Morgen hatten wir schon ein ausführliches Gespräch im
Bett, in dem wir zu ergründen versuchten warum. Ich weiß es nicht, schließlich
bin ich es, die uns angemeldet hat.
Felix
lächelt mir aufmunternd zu, als wir die Treppe ins Dämmerlicht steigen. Einige
Kursteilnehmer sind schon da und die Partnerin unseres Kursleiters macht ein
Häkchen an unserem Namen, als wir ihr das Geld hinlegen. Sie ist es, die
Bondage-Partnerin, die mit ihm letztes Jahr auf der Boundcon in München eine
gigantische Vorstellung hingelegt hat. Nicht nur als Fesselopfer, sondern als
Kommunikationspartnerin, Gespielin, Partnerin. Mich durchläuft immer noch ein
wohlig erotisches Gefühl, wenn ich an dieses prickelnde Spiel denke, das die
Beiden da auf der Bühne gezeigt hatten.
Gleich geht
es mir viel besser und als alle gefühlte 15 Paare im Raum sind und der Meister
die Einführung gibt, ist jeglicher Bammel vergessen. Er ist ein sehr in sich
ruhender Mensch, der trotzdem den Schalk in den Augen hat. Die beiden führen
ein kleines Fesselbeispiel mit Suspension vor und es geht ruck zuck - die Dame schwebt und es ist
wieder sehr schön ihnen zu zuschauen.
Wir beginnen
alle mit den Basics, mal bindet Felix mich, mal ich ihn. Es wird jedes Mal
kontrolliert, ob wir Fehler in unserem
Seilgeflecht haben uns gezeigt wie wir es besser machen könnten. So vergeht die Zeit rasend und schnell ist der erste Teil
unseres Kurses vorbei.
Nach einer
kurzen Pause geht es weiter, einen Kaffee haben wir intus, Mittagessen hat
irgendwie nicht gereicht, ist auch nicht wichtig heute. Wir sind heiß darauf
weiter zu machen.
Zum Glück
sind es jetzt weniger Paare, nur 5 an der Zahl, deshalb ist die Luft nicht so
dick und jedes Paar hat ausreichend Platz. Wir lernen den Takatekote, eine
Standard-Oberkörperfesselung, vielmehr Felix lernt ihn, denn das Lerntempo geht
jetzt viel schneller, weil wir unter Fortgeschrittenen sind.
Ich lasse ihm
den Vortritt und die aktive Rolle, denn er ist der Erfahrenere. Außerdem lasse
ich mich viel zu gerne fesseln. Der Takatekote oder eine Variante davon sind die
Basis für eine Aufhängung und das allein lässt mein Herz schon höher schlagen. Wieder
ist mir mulmig. Gedanken, wie: „Ich bin doch viel zu groß und schwer“ und „Mensch,
ich bin hier die Älteste“ drängen sich durch meinen Kopf, aber je länger mich
Felix verknotet, entknotet, übt und es immer besser macht, werde ich ruhiger
und zuversichtlicher. Die Erste, die gehängt wird ist eine Frau, die mit ihrem
Partner auch schon den Vormittagskursteil besucht hat. Alle anderen sind neu
dazugekommen. Als die kleine blonde Frau zu schweben beginnt, breitet sich ein
Lächeln auf dem Gesicht aus und alle können sehen, wie schön sie ist. Vorher
ist uns das gar nicht so aufgefallen. Ich schaue sie an und spüre keine Angst
mehr, nur noch Freude und Zuversicht.
Im Kurs ist
auch eine junge Frau, etwas älter als unsere Tochter, aber noch keine dreißig,
mit ihrem Bondagepartner. Sie ist sehr beweglich und hat einen schön
ausgeglichenen Körperbau. Weil ihr Partner Schwierigkeiten hat die Seile
richtig zu setzen, zieht sie kurzerhand einfach ihr Oberteil aus und ihre
wohlgeformten Brüste freuen bestimmt jeden im Raum.
Es ist eine
natürliche Bewegungsfreudigkeit in ihr, nur als sie aufgehängt wird zieht es
ihr am Fußgelenk und sie möchte sehr schnell wieder nach unten. Der Meister hat
uns darauf hingewiesen, dass die Befindlichkeit eines Passiven das Wichtigste
überhaupt ist. Immer soll der Aktive fragen, beobachten und mitfühlen, so
vermeidet man gefährliche Situationen oder Verletzungen. Die Nächste, die
gehängt wird, tut es so mit einer Ruhe und Entspanntheit, ganz im Hier und
Jetzt. Ihre Partnerin macht ein Foto und sie wird wieder herunter gelassen. So
geht es weiter zum vorletzten Paar, auch da läuft alles glatt. Und dann sind
wir dran.
Wir gehen
nach vorne aufs Podest und Felix befestigt das eigentliche Hängeseil an mir und
durch den großen Ring, der am Deckenbalken befestigt ist. Meine Brille wird zur
Seite gelegt und ich sehe nur noch Schemen um mich herum. Felix arbeitet ruhig
und sicher und die Bondagepartnerin
unseres Kursleiters führt ihn durch jeden Schritt. Schließlich bin ich oben
befestigt. Jetzt wird noch ein Seil an meinem Oberschenkel, oberhalb des
rechten Knies festgemacht, da ich mich entschlossen habe seitlich, mit der
linken Körperhälfte nach unten zu hängen. Er beginnt zu ziehen, jetzt muss ich
nur noch meinen linken Fuß nach oben auf den rechten Fuß legen und ich schwebe,
ich fliege…..ich bin ganz bei mir. Da sind nur noch die Seile und ich und eine
riesengroße Freiheit. Es wird ganz hell in meinem Kopf, ein inneres Licht
beginnt zu strahlen und ich strahle automatisch nach außen. Ist das schön!
Zum Ende
brauche ich nur meinen linken Fuß wieder nach unten stellen und ich werde
wieder herunter gelassen. Die Bondagefachfrau stützt mich etwas, damit ich die
Balande nicht verliere und Felix kommt auch näher. Dankbar lehne ich mich an
Felix und küsse ihn zärtlich, voll Hingabe.
Innerlich schwebe
ich noch immer und grinse bestimmt ganz dämlich, aber ich kann nicht anders.
Alles was
jetzt noch da vorne unter dem Balken passiert ist weiter weg:
Die junge
Frau hängt nochmal mit dem Kopf nach unten, mit Hilfe des Meisters hat der
junge Mann ihr eine Taillensuspension geknotet und ist sie jetzt sehr
zufrieden, bewegt sich freudig durch die Luft und ihr Körper schwebt anmutig! Ein
Aktiver, der vorher seine Partnerin schweben ließ, lässt sich noch aufhängen
und schließlich die herzliche Verabschiedung vom Meister und der Meisterin.
Als wir
wieder nach oben steigen, scheinen wir in einer anderen Welt anzukommen. Wir
stellen gemeinsam fest, dass jetzt auch Juteseile in unseren Fundus müssen und
unsere Baumwollseile mit Seele uns nicht mehr genügen. Ich erzähle von meinem inneren
Licht und Felix sagt, er sei auch ein bisschen stolz, dass er das so
hinbekommen hat und dass er gespannt sei, wann das Grinsen auf meinem Gesicht
verschwinden würde.