Schließlich war die kostbare Zeit fast zu Ende. Der Mann sollte brennen. Felix und ich wollten in die Außenbezirke der Playa, in die sogenannte Deep Playa, um dort unsere Zweisamkeit zu feiern und um endlich diese Außenbezirke auch einmal bei Nacht zu erleben.
Wir nehmen die Fahrräder vom fast leeren Fahrradparkplatz
der Crew. Fast alle sind schon weg! Unsere Fahrtrichtung geht dem Strom der
aufgekratzten Burner entgegen. Viele
kommen auf Rädern oder in Artcars auf uns zu und oft müssen wir ausweichen. Wenn
wir nicht aufpassen, landen wir schon während der Fahrt durch Black Rock City in
einem der vielen tiefen Staubberge, die sich während dieser Staubsturmwoche
angesammelt haben. Dann ist das weiter radeln unmöglich und wir müssen uns auf
die Piste zurück schieben.
Sobald wir aber die Camps, Einzelzelte und Stellplätze der
RVs verlassen, wird es leer, sehr leer. Aber die weichen Staubfallen werden immer
häufiger und so schieben wir an vielen Stellen unser Gefährt einfach ein längeres Stück, um dann wieder auf
härteren Wüstenstrecken fahren zu können.
Von weitem sehen wir es blinken, das muss eine Installation
sein. Es ist eine Anlage von Farbfeldern aus Plastiktrittflächen auf dem
Wüstenboden, sie sind jeweils rund geformt und geben Töne und farbige Lichter
ab. Hier sind sechs Jugendliche am Hüpfen und wir hüpfen auch mit, von Farbfeld
zu Farbfeld, bis wir außer Atem sind. Weiter geht’s zur nächsten Klohäuschenstation,
zur letzten dieser Art für eine ganze Weile. Neben den fünf Porta Potties steht
eine riesige Klobürste, ca 5 m hoch. Es sieht faszinierend aus. Wir kommen noch
an einer außerirdischen Kolonie vorbei, einer Installation mit Alien Plastiken,
fremdartigen Bäumen, Behausungen, alles gefüllt von waberndem Sound. Die kunstvoll
andersartige Behausung ist in einer nach
oben offenen Höhle angeordnet. Menschen begegnen wir jetzt nicht mehr. Wir
radeln weiter und stehen kurz am „Trash Fence“, dem Zaun, der den Müll nach
außen abhalten soll. Hier ist es totenstill! Man könnte meinen, dass wir
alleine auf dieser staubigen Welt wären. Beim weiterradeln sehen wir einen
matten Lichtschein. Wir bewegen uns genau in diese Richtung. Es ist ein
Bienenstock (Bee Hive ) aus Holz gezimmert, mit einer staubigen Matratze in der
Mitte. Es summt und brummt von Musik und Beats, denn eine Soundinstallation ist
im Innern versteckt. Felix weist nach vorne und zeigt mir, dass man tatsächlich
von hier aus ganz winzig den Mann erkennen kann. Er ist von vielen Lichtpünktchen
und allerlei Leuchtpartikeln umgeben.
Wir grinsen uns an, denn wir haben unseren Standpunkt
gefunden. Von hier aus können wir das Spektakel bequem beobachten. Und ich
lache, weil ich jetzt weiß was wir machen, bevor das Feuerwerk losgeht.
Es ist wirklich sch…kalt, aber im Moment sind wir so geil,
dass uns das gar nichts auszumachen scheint. Ich schiebe Felix Sweatshirt höher
und küsse den vom Staub salzigen Bauch. Felix küsst mich auf den Hals und
tastet mit der linken Hand unter meinen vielen Schichten nach meinen Nippeln
und die rechte Hand hilft mir beim Herunterziehen meiner orientalischen Hose.
Wir stürzen uns ausgehungert aufeinander. Die Kleidungsstücke fallen alle und
wir vögeln unserem Höhepunkt entgegen. Als wir nach etlicher Zeit das ferne Feuerwerk
am Mann beginnen hören, sind wir vor Befriedigung richtig albern. Schnell
ziehen wir uns wieder an und stoßen dann mit Campari auf unseren gelungenen
Burningmanaufenthalt an. Wir sind im Augenblick sehr glücklich und ganz eins. Vollster
Zufriedenheit blicken wir auf das Getümmel am Mann. Witzig ist, dass wir
tatsächlich eine Steigerung der Lautstärke vernehmen können, als der Mann in
Flammen aufgeht. Es dauert nicht so lange wie letztes Jahr, bis er umfällt und
schließlich müssen wir weiter, weil ich sonst erfriere.
Zuerst schieben wir lange Richtung Tempel und dann zeigt
mein Pfadfinder auf einen Punkt am Himmel und sagt, dass wir nun rechts
müssten. Also fahren wir nach rechts. Nach und nach wird es lauter und die
ersten Leute vom Burn kommen uns nun
wieder entgegen. Es staubt schon wieder gewaltig und mit Motorradbrille, Tuch
und Maske um Mund und Nase ist es gar nicht so leicht sich noch zu orientieren.
Aber wir schaffen es und landen auf „Ersatz“. Diese Straße müssen wir nur noch
langfahren, dann die nächste rechts nehmen, die darauf folgende links und wir
sind schon wieder auf „Freak Show“. Wir radeln solange bis wir links unser Camp
auftauchen sehen.
Dort ist schon einiges los, viele sind von ihren Ausflügen
zurück und erzählen. Es gibt noch einen Schlummertrunk, aber angesichts des
beginnenden Abbaus am morgigen Sonntag gehen doch viele schon ins Bett. Nur die
jüngsten, härtesten Crewmitglieder schaffen es heute Nacht noch einmal raus auf
die eiskalte Playa.
Als ich mich zu Felix in den Schlafsack schiebe nimmt er
mich zärtlich in die Arme und sagt; „Das war ein sehr schöner Burn, nicht war
Janet“. Ich küsse ihn und sage: „Yes, my love“!
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