Dienstag, 3. Dezember 2013

Inspektion



Es ist Sommer und wir sind nun schon zwei Jahre aktiv im Lifestyle. Felix hat eine Telefonnummer ausgemacht, bei der ich anrufe um nach den Sprechzeiten zu fragen. Das Gesundheitsamt bietet eine anonyme Untersuchung auf sexuell übertragbare Krankheiten an. Wir benutzen zwar Kondome, wenn wir fremd spielen, aber Felix und ich haben ungeschützten Oralverkehr mit anderen, deswegen ist es sinnvoll sich untersuchen zu lassen.
Wir sind früh unterwegs. Felix muss nachher zur Arbeit. Ich habe heute frei.
Die Stadt ist noch ruhig und weil wir zu früh da sind trinken wir noch einen Capuccino in einem Straßencafé. Schließlich betreten wir ein großes Gebäude und fahren mit dem Fahrstuhl nach oben. Wir melden uns bei einer freundlichen Dame mit einem selbstgewählten Codenamen an. Dann nehmen wir in dem Wartezimmer Platz, in dem schon eine junge schwangere Frau mit ihrem Partner sitzt. Als ich an die Reihe komme und ins Arztzimmer trete sehe ich das Gesicht einer fröhlichen Frau meines Alters. Zuerst reden wir. Sie schaut, was ich auf dem Erfassungsbogen angekreuzt habe und fragt nach. Natürlich weist sie mich auf den Gebrauch von Kondomen hin und fragt mich nach Lecktüchern. Ich erkläre ihr, dass ich lieber die pure Vagina lecke, als ein steriles Tuch zu nehmen. Auch männliche Glieder will ich nicht im Kondom genießen. Und sie weist mich auf das Risiko hin, das ich eingehe. Ich entgegne, dass ich das weiß.
Dann untersucht sie mich auf dem Gynäkologischen Stuhl und verordnet mir Vitamin C Vaginalzäpfchen, die anscheinend meiner Scheidenflora gut tun würden. (Was sie später dann auch tun) Dann entlässt sie mich ins Labor, wo ich Blut abgenommen bekomme.
Inzwischen wird Felix von der gleichen Dame befragt und untersucht, auch er bekommt anschließend Blut entnommen. Wir lassen es untersuchen auf Clamydien, Gonorrhoe, Syphillis, HIV, Genitalherpes und Hepatitiv A,B,C.
Das Ergebnis bekommen wir in einer Woche, nur wenn wir selber unter unserem Codenamen persönlich nachfragen.
An der S-Bahn trennen wir uns.
Eine Woche später bekommen wir die Nachricht, dass wir kerngesund sind. Die Tests haben Geld gekostet, aber das ist es uns wert. Wir werden  noch einmal auf das Risiko hingewiesen, das wir eingehen.
Wir wissen es und trotzdem möchten wir unseren Lebenswandel nicht mehr missen. Er bereichert unser Leben, macht es aufregender und wir fühlen uns einfach lebendiger.
Ist nicht jedes Leben unweigerlich dazu verdammt im Tod zu enden?






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